Online-Seminar: Rechtschaffen, aber rechtlos? Zur Geschichte der westfälischen Jüdinnen und Juden seit der Reformation

Mittwoch, 23. Juni 2021
10.00 bis 12.00 Uhr

Dr. Hans-Jörg Kühne
(Universität Bielefeld, Fakultät für Geschichtswissenschaft, Philosophie und Theologie/Abteilung Geschichtswissenschaft)

Seit den Jahren der Reformation hatten die Jüdinnen und Juden im Westfälischen mehrere Rollen zu übernehmen. Im Vordergrund stand die Funktion des potenten Steuerzahlers, gefolgt von jener des „Sündenbocks“, zum Beispiel in Phasen wirtschaftlicher Depression oder Stagnation. Auch als Verderber*innen der guten Sitten und, besonders gegen Ende des 19. und zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als angebliche Propagandist*innen der Sozialdemokratie mit dem Ziel, die protestantischen und katholischen Christ*innen von ihrem Glaubensbekenntnis zu lösen, mussten jüdische Bewohner*innen herhalten. Welche dieser Rollen aktuell auszufüllen waren, das entschieden im preußischen Westfalen, je nach wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, politischer Großwetterlage und Einflussmöglichkeiten, die christliche Bevölkerung, die Sprecher verschiedenster Organisationen, Vereine und Parteien, die Vertreter der Kirchen und das Staatsoberhaupt als vornehmster Repräsentant der evangelischen Kirche.
Jedwede Organisation, die Antijudaismus in ihren eigenen Reihen beförderte oder duldete, leistete damit ihren Beitrag zur Vergiftung des öffentlichen Klimas. Alle Strömungen zusammen mündeten in Deutschland im Massenmord an den europäischen Jüdinnen und Juden.
Der Bielefelder Historiker Hans-Jörg Kühne wird in seinem Referat diese Entwicklungen detailliert betrachten und bewerten. Vielleicht können in der sich anschließenden Diskussionsrunde damit zusammenhängende Fragen der Zuhörer*innen beantwortet und gleichzeitig neue oder veränderte Perspektiven auf die Thematik erarbeitet werden.

Anmeldeformular unter https://www.ezus.org/anmeldung-ezus-onlineseminare/

 

Übersicht

  • Start: 23. Juni 2021, 10:00
  • Ende: 23. Juni 2021, 12:00